Sonntag, 27. April 2014

Schlafen



Schön, dass wieder Frühling ist!
Es ist wärmer und die Tage werden länger.
Leider wurde auch wieder - obgleich schon zigmal von Medizinern und Wissenschaftlern der Nutzen widerlegt, der Schaden beklagt - unsere Uhr und somit unsere Gewohnheiten zwangsumgestellt. Diese eine Stunde weniger im Frühjahr versetzt unseren Körper in enormen Stress, weil ihm bis zum Herbst und bis zur nächsten Zeitumstellung eine Stunde fehlt, besser gesagt eine Stunde Schlaf fehlt. Denn wir arbeiten im Sommer ja nicht weniger, sind eher noch aktiver. Man beraubt uns einer Stunde Schlaf - für nichts und wieder nichts. Das ist fatal, denn Schlaf ist für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden unabdingbar.

Unser Körper und unser Geist brauchen Ruhe zum Regenerieren. Natürlicherweise bedingen sowohl Tag/Nacht-Rhythmus als auch die Jahreszeiten, die Auszeiten von allen Lebewesen (Pflanzen und Tieren). Pflanzen ruhen ohne Sonnenlicht, auch in der kalten/dunklen Jahreszeit. Tiere und Menschen sind ebenfalls diesen Rhythmen unterworfen, die einen mehr, die anderen weniger. Wir wissen von Insekten, aber auch von  höheren Tieren wie z.B. den Bären, dass sie Winterschlaf halten. Stoffwechsel und Körpertemperatur werden auf das gerade noch zum Überleben notwendige Maß gesenkt. Selbst nachtaktive Lebewesen unterliegen
einem Ruhe-/Aktiv-Rhythmus, nur dass sie eben im Hellen ausruhen. Rund-um-die-Uhr-aktive Wesen gibt es nicht. Der Organismus braucht Auszeiten, um zu wachsen, zu regenerieren, zu heilen, kurz: um all das "zu tun", wozu er im Wachzustand nicht kommt. Ohne Schlaf werden wir seelisch und körperlich krank.

In der meisten Zeit unserer menschlichen Vergangenheit mussten unsere Vorfahren (ebenso wie die Tiere) im Winter mit weniger Nahrung auskommen und waren aufgrund des Lichtmangels auch weniger aktiv. In den vielen Jahrtausenden ohne künstliche Lichtquelle waren bei Einbruch der Dunkelheit keine nennenswerten Aktivitäten mehr möglich. Alle Lebewesen dieses Planeten sind sowohl an die Kalt-Warm- als auch an die Hell-Dunkel-Rhythmen über Jahrtausende angepasst. Im Grunde völlig logisch, denn wir sind aus diesen Gegebenheiten entstanden, wie könnten wir also anders sein?

Dass wir nun seit gerade mal rund 100 Jahren (einer verhältnismäßig kurzen Zeit) in der Lage sind, Dunkelheit und damit den Tag/Nacht-Rhythmen zu ignorieren, spielt für unseren Organismus keine Rolle, seine Bedürfnisse sind die gleichen geblieben. Wir überfordern ihn maßlos, nicht nur mit den die Biorhythmen verachtenden zweimaligen Uhrumstellungen im Jahr, sondern auch mit Arbeitszeiten (z.B. Schicht- und Nachtarbeit, Jetlags u.ä.), die kaum Rücksicht auf die individuellen, genetisch festgelegten Schlaf-und Aktivzeiten legen.
Aber auch mit unseren freiwilligen Freizeit-Aktivitäten überfordern wir uns. Am Tag seine Freizeit aktiv zu gestalten, macht meistens Sinn und glücklich. Wir sind mittlerweile jedoch auch in Zeiten, in denen unser Körper auf Nichtstun programmiert ist, aktiv und quälen uns damit "hell"-wach zu bleiben. Ob nun der Körper um 23.00 Uhr im Fitnessstudio schwitzt und ausgepowert wird, oder unser Gehirn noch um 2.00 Uhr nachts mit nervenaufreibenden Krimis oder Computerspielen an- und aufgeregt wird, beides ist gleichermaßen kontraproduktiv, ja auf lange Sicht sogar schädlich, denn es widerspricht unserem biologischen Bedürfnis. Bei Dunkelheit ist unser Körper auf  Ruhe und Abschottung von Außenreizen programmiert.

Durch technischen Errungenschaften haben wir es geschafft, uns von den kosmischen Gegebenheiten zu emanzipieren - wir machen das Licht an, wenn es dunkel wird. Unsere Biologie ist aber die gleiche geblieben und damit abhängig von den Impulsen der Sonne. Folge der Ignoranz biologischen Grundbedürfnisse sind bestenfalls "nur" Schlafstörungen und/oder mangelnde Leistungsfähigkeit, schlimmstenfalls handfeste Krankheiten. Vielen von uns fehlt nicht nur ausreichend Schlaf, sondern auch einen geregelter Aktivitäts- und Ruhe-Rhythmus.

Angesichts der Fülle anregender Angebote, die uns Tag und Nacht umwerben, ist es sehr schwer, sich auszuklinken und ein gesundes Maß an Ruhe zu gönnen. Ich bin davon nicht frei, beginne meinen Tag sehr früh, um auch nach der Arbeit noch die Sonne genießen zu können und abends wird es oft sehr spät, weil ich dies und jenes noch erledigen möchte oder mich nicht von einem spannenden Buch trennen kann. Auch diesen Text habe ich teilweise zu Zeiten verfasst, in denen ich besser hätte schlafen sollen.
Wie oft sind es dann nicht mehr als 5 - 6 Stunden Schlaf pro Nacht während einer Arbeitswoche. Das ist für mich definitiv zu wenig und es macht sich u.a. durch Konzentrationsmangel, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Lustlosigkeit bemerkbar. Sicher gibt es auch Menschen, denen 5 Stunden Schlaf genügen, aber die meisten von uns brauchen eher 7 - 8 Stunden. Ganz zu schweigen von Kindern und Jugendlicher, die schon aufgrund ihres Wachstums viel mehr Schlaf brauchen und ihn wegen der technischen Verlockungen nicht mehr in ausreichendem Maße bekommen.

Wie sehr mir der Schlaf während der Woche fehlt, merke ich dann am Wochenende, wenn ich oftmals mehr als 10 Stunden schlafe. Vor nicht gar zu langer Zeit habe ich mich noch darüber geärgert, so viel Zeit mit Schlafen "zu vergeuden", längst hab ich eingesehen, dass diese Zeit nicht verschwendet, sondern sehr gut angelegt ist. Sogar lernen funktioniert besser, wenn wir unseren kleinen grauen Zellen reichlich Schlaf zum "speichern" gönnen. Das Gelernte kann sich nur dann "festsetzen", wenn das Gehirn frei von Außenreizen ist. Kinder wachsen im Schlaf und wir Erwachsenen regenerieren während wir schlafen, denn die Werkstatt aller Zellen arbeitet auf Hochtouren, während wir träumen.

Viele Menschen stehen aus den unterschiedlichsten Gründen derart unter Strom, dass sie chronische Schlafstörungen entwickelt haben und es ihnen auch nicht mehr möglich ist, am Wochenende oder im Urlaub durch- oder auszuschlafen.

Ich habe mir fest vorgenommen, auf eine "gesunde Schlafhygiene" zu achten, d.h. wenn ich früh aufstehen möchte, dann scheuche ich mich abends früh ins Bett. Ich achte darauf, nicht gravierend oft und grob meinen Schlafrhythmus zu stören, also möglichst zu den gleichen Zeiten ins Bett zu gehen und aufzustehen - egal ob Arbeitswoche oder Ferien. Das ist nicht immer möglich und ich habe festgestellt, dass mein Körper eher dazu tendiert zu wesentlich späteren Zeiten schlafen und
aufwachen zu wollen, als mein Tagesablauf das vorsieht.

Für mich hat sich jedoch gezeigt, dass es mir auf lange Sicht eher schadet, die genetisch festgelegten Bedürfnisse meines Körper zu ignorieren. Körper, Geist und Seele sind aufeinander angewiesen, daher sollten sie aufeinander Rücksicht nehmen und das Sagen hat unser Wille. Es sei denn, es werden uns - so wie bei der alljährlichen Zeitumstellung - noch zusätzlich von außen Arhythmien aufgezwängt. Wenn wir aber unseren Körper überfordern, dann dauert es nicht lange und unsere Seele hängt ebenfalls in den Seilen, ganz zu schweigen von unsrem Geist, der aufzugeben droht.

Gute Nacht und angenehme Ruh!

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